kurz vor Start der Koalitionsgespräche sagte Saskia Esken, Fraktionsvorsitzende der SPD, auf dem Weg ins Konrad-Adenauer-Haus zu einem Medienreporter: „Heute wird ein Kampftag“.
Schauen wir uns den Begriff „Kampf“ im Duden näher an, dann erhalten wir folgende Erklärung:
Kampf, Substantiv, maskulin [der] „ein Kampf Mann gegen Mann“
Lassen wir die Erklärung wirken dann wird klar, dass hier direkt zu Beginn ein Verhandlungsfehler begangen wurde und es schwer wird, diesen zu korrigieren.
Gleichzeitig ist es spannend, dass die Begrifflichkeit ausgerechnet bei der einzigen Frau im Spitzenteam der möglichen Koalitionäre, Verwendung findet. Der Vollständigkeit halber muss man sagen, dass die Aussage von Lars Klingbeil: „Die SPD wird keine faktischen Grenzschließungen mitmachen“ auch nicht viel besser ist, wenn man daran denkt, dass die Verhandlungspartner im selben Boot sitzen.
Angefangen haben die Verhandlungsfehler aber mit der Aussage von Friedrich Merz, dass diesmal alles anders gemacht wird als bei den Vorgängern. Laut ihm sollte der Fokus ja auf dem wesentlichen liegen und max. 6 Personen aus Union und SPD wären dafür notwendig „den Fokus zu klären.“
Stattdessen: Zehn Tage, 256 Verhandler, 16 Arbeitsgruppen und seitenweise Papier mit vielen eckigen Klammern. Ergebnis: Die einzige Einigkeit ist an dieser Stelle die Uneinigkeit.
Und als wäre es nicht aller Übel genug, kommt für die CDU auch noch das selbst auferlegt Damoklesschwert der Kanzlerwahl vor Ostern hinzu, womit der kleinere Partner auch noch die Macht hat, geschickt die ablaufende Zeit für sich zu nutzen.
Doch ist das alles? Weit gefehlt.
In diesem Verhandlungskrimi findet sich noch eine weitere Besonderheit. Und das sind wir. Der Souverän. Ein Souverän, der gerade erleben muss, wie sich Wahlversprechen reihenweise in Luft auflösen und unüberlegte Bemerkungen des politischen Spitzenpersonals in den Öffentliche-rechtlichen oder sonstigen medialen Kanälen, bahn brechen. Die Folgen für die nächste Bundestagswahl? Sagen wir es so: Aktuell liegen CDU und AfD nur noch einen Prozentpunkt auseinander.
Es schreit also förmlich nach diplomatischer Verhandlungsführung und der Facette aufeinander zuzugehen und Beziehung zu schaffen. Und dabei würde es den Gesprächspartnern auch helfen sich bewusst zu machen, wie man einen Elefanten isst. Nicht am Stück. Sondern in Scheiben. Angelehnt an ein afrikanisches Sprichwort.
Das erste Stück muss Glaubwürdigkeit sein. Glaubwürdig machen, dass eine Einigung im Interesse und im Sinne der Bürgerinnen und Bürger gefunden wird – losgelöst von Parteiengeplänkel. Gleichzeitig wäre es aus verhandlungstaktischer Sicht wichtig, statt 16 Themen lösen zu müssen, zwei bis drei Flaggschiffe zu benennen die gelöst werden.
Um dem auf die Sprünge zu helfen, haben wir in den letzten Tagen an einer Ratgeber-Reihe „Diplomatie“ gearbeitet.
Erfahren Sie in den ersten zwei Teilen unserer Reihe, was wir von Kier Starmer, dem britischen Regierungschef, lernen können und im Gegenteil dazu, niemals von Annalena Baerbock übernehmen sollten.
Ich freue mich, wenn Sie die Inhalte nutzen, um erfolgreich und partnerschaftlich Ihre Interessen zu vertreten und zu verhandeln.
Hier geht’s zu den Diplomatie Ratgebern: Teil 1 und Teil 2
Viel Freude beim Lesen!